Bienenhaltung und Insektensterben
Die komplexe Frage des Insektensterbens in Deutschland lässt sich nicht mit einer einfachen Schuldzuweisung beantworten obwohl es oft heißt die Imker sind schuld.
Die Lage der Wildbienen hat sich dramatisch verändert. Im Jahr 1920 gab es etwa 2 Millionen Bienenvölker in imkerlicher Hand in Deutschland. In den vergangen 100 Jahren hat sich der Bestand auf circa 1 Million Bienenvölker halbiert, und viele Wildbienenarten sind vom Aussterben bedroht. In diesem Kontext wurde häufig den Imkern die Schuld für das Insektensterben von Organisationen wie PETA und einigen Naturschutzverbänden gegeben, doch diese Sichtweise vernachlässigt wichtige Veränderungen in den Lebensbedingungen der Bienen.
Ein grundlegender Aspekt ist der Verlust von Habitat. Die Mauerbiene benötigt spezifische Lebensräume, um ihre Nachkommen aufzuziehen. Während im Jahr 1920 die Bauweise vieler Häuser Ritzen und Nischen bot, in denen die Mauerbiene nisten konnte, sind moderne Bauweisen oft glatt, voll isoliert und schließen solche Lebensräume vollständig aus. Dies hat weniger mit den Praktiken der Imker zu tun, sondern mehr mit der städtebaulichen Entwicklung und der Veränderung unserer Wohnstrukturen.
Ein weiteres Beispiel sind die Sandbienen, die ihre Nester in den Boden graben, wie 70% der Wildbienenarten. Durch die Urbanisierung und Flächenversiegelung die in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, wurde hier der Lebensraum stark eingeschränkt. Hier könnten die Imker ebenfalls nicht als Sündenböcke herangezogen werden, da sie Honigbienen halten, die in anderen ökologischen Bereichen agieren. Der Wunsch nach glatten befestigten Straßen und dichten Wohnstrukturen trägt somit maßgeblich zum Rückgang vieler Wildbienenarten bei.
Zudem sollte auch der Einfluss von Pestiziden nicht unerwähnt bleiben, obwohl wir diesen Aspekt hier bewusst außen vor lassen. Es ist offensichtlich, dass die Wahl moderner landwirtschaftlicher Praktiken und die damit verbundene Chemie einen erheblichen Einfluss auf die Biodiversität haben.
Es ist wichtig, auch die positive Rolle der Imker im Ökosystem zu erkennen. Ein Bienenvolk produziert von April bis Juli täglich etwa 2.000 Bienen, was über das Jahr verteilt ungefähr 60 kg Biomasse bedeutet. Diese Biomasse trägt zum Nahrungskreislauf der Natur bei und steht zahlreichen Tieren zur Verfügung, darunter Vögel, Hornissen, Wespen und Reptilien. Untersuchungen zeigen, dass in der Umgebung großer Bienenstände oft mehr Vogelnester zu finden sind da das Nahrungsangebot größer ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Insektensterben ein äußerst komplexes Phänomen unserer Zeit ist, das nicht auf eine einfache Schuldzuweisung auf die Imker reduziert werden kann. Vielmehr sind es die veränderten Lebensbedingungen, die Urbanisierung und unser Umgang mit der Natur, der für den Rückgang vieler Wildbienenarten verantwortlich sind. Jeder Imker ist bemüht seine Bienen gesund zu halten und kümmert sich um sie um wie bereits von tausenden Jahren Honig zu ernten. Die Wildbienen haben keinen solchen Fürsprecher der sie ggf. umsiedelt falls an dem Standort das Angebot an Nahrung zu gering ist, oder die Lebensbedingungen nicht mehr optimal sind. Die Imkerei existiert seit ca. 7000 v. Chr. und die Wanderimkerei seit ungefähr 3000 v. Chr. im alten Ägypten. In all diesen Jahrtausenden wurde nie über Konkurrenz gesprochen oder den Imkern vorgeworfen sie sind schuld am sterben der Wildbienen.
Ein respektvoller und informierter Dialog über die verschiedenen Akteure und deren Einfluss auf unser Ökosystem ist dringend erforderlich, um nachhaltige Lösungen zu finden.
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